Efodon Synesis – Uwe Topper


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Efodon-Synesis, Nr. 6/2000, S. ???

Francesco Carotta: „War Jesus Caesar?“

UWE TOPPER

Obgleich Gernot Geise in SYNESIS Nr. 5/2000 schon eine Besprechung von Carottas Buch gebracht hat, möchte ich meine seit längerem verfasste Rezension zum selben Buch ebenfalls veröffentlichen, zumal ich in verschiedenen Punkten anderer Meinung bin.
Da wir spätestens seit Arthur Drews und Albert Schweitzer wissen, dass Jesus keine historische Person war, sondem eine vom Glauben geschaffene Gestalt ist, – was ihr vielleicht mehr Wirklichkeit verleiht, als „historische“ Personen wie Caesar oder Karl d. Gr. sie je haben könnten – liegt die Aufgabe der Forschung, die sich mit diesem in der Historie so überaus wirksamen Wesen Christus auseinandersetzen muss, darin, dessen Entstehung und Wandlung zu erklären.
Und da sind angesichts der Fülle des Stoffes wie der Bizarrheit der Ausgestaltung der Christus-Mythe dem Fabulieren kaum Grenzen gesetzt. Vom Wanderprediger, der im Alter von 120 Jahren im fernen Kaschmir starb und dort begraben liegt, bis zum Kosmonauten, der „demnächst“ wieder die Erde besuchen wird, sind schon die fantastischsten Szenarien aufgebaut worden.

Francesco Carotta hat in humorvoller Weise einen neuen Vorschlag unterbreitet, der zwar so ganz neu nicht ist (Christoph Marx weist seit den Achtzigerjahren darauf hin, dass die Evangelien nach heidnischen lateinischen Theatertexten geformt sind), aber in seiner Radikalität und Konzentration doch einen neuen Akzent setzt, ganz schlicht und einfach: Jesus ist der verballhornte Caesar.
Mit dem beliebten Mythen-Zusammensetzspiel: Dionysos plus Herkules plus Adonis plus Odin in den Masken eines Wanderyogis und Rebellenführers Jesus, kann man heute keine Leser mehr gewinnen, das ist bis zur Neige vor drei Generationen ausgekostet worden. Carotta geht ganz anders an das Problem heran. Er verkündet frech, dass die Christenheit 2000 Jahre eine Kopie Caesars angebetet habe und deckt die „größte Fälschung der Weltgeschichte“ (Vorwort) mit einer Hand auf.
Die Wachspuppe, die bei Caesars Tod (wie bei allen besseren Römern) in seinem Leichenzug mitgeführt wurde, ist das Vorbild für den Gekreuzigten gewesen, und die von orientalischen Söldnern wegen Unkenntnis der Heeressprache Latein total missverstandene Leichenrede des Antonius war Vorbild für die Urschrift der Evangelien.
Da Carotta sein Unterfangen sprachwissenschaftlich getarnt hat und mit Humor fesselnd wie einen Detektiv-Roman darbringt, liest man sich ganz unversehens in das 500 Seiten umfassende Werk hinein, wobei man in den fast ein Drittel ausmachenden Anmerkungen so manchen schönen Fund aus der Mottenkiste der Theologen machen kann.
Dabei mutet das Ganze zunächst wie ein überspitzter Akademiker-Ulk an, wobei der Autor offen lässt, ob er den gemeinen Leser oder das universitäre Lehrgebäude auf die Schippe nimmt. Der erste Satz des Buches stellt auch unmissverständlich klar, was der Autor vorhat: „Im Anfang war der Jokus“. Jux oder Witz, Wissen oder Weisheit – das Wort ist vielfach wandelbar.
Im Laufe der Kapitel wird das Augenzwinkern und die Ironie des Autors jedoch dünner und macht tierischem Ernst Platz, der sich schließlich als wissenschaftlicher höherer Blödsinn entpuppt.
Als chronologiekritisch verbildeter Wissensdurstiger war mir die Lektüre zwar stellenweise peinlich, aber da Carotta sogar einmal einen Sprung über genau 100 Jahre macht, kann er als zarter Zeitverkürzer gelten und hat vielleicht etwas beizutragen zu unserem Stochern im Römischen Weltreich.
Carottas kleines Welttheater tritt mit begrenzter und (zumindest flüchtig) bekannter Personenzahl auf.
In einem ersten Überblick (S. 37) werden elf Personen und ihre Gegenspieler (oder Kopien) vorgestellt, etwa so: Caesar = Jesus; Pompeius = Johannes der Täufer; Antonius = Simon (Petrus) und Kleopatra = Maria Magdalena. Sodann erfährt man Gleichsetzungen wie Rom = Jerusalem, Rubicon = Jordan und Gallia = Galiläa.
Mit einem Abstand von 77 Jahren sei die Ermordung Caesars als Passion Christi nachgezeichnet worden, also 44 v.Ztr. als echter Vorgang und 33 n.Chr. als literarische Kopie ohne jeglichen historischen Hintergrund. Caesars Geburt und die des erfundenen Jesus liegen genau 100 Jahre auseinander, woraus sich im Jux sogar besagte Zeitverkürzung ableiten ließe.
Vom Überqueren des Rubicon durch Caesar (Kopie: Taufe Jesu im Jordan) über den gewaltsamen Tod bis zur Einrichtung des Gotteskultes (Caesar als vergöttlichter Julius, Jesus als Gottes Sohn) sind alle wichtigen Ereignisse der beiden Personen als Parallelen wie Vorlage und Abbild einander zugeordnet.
Nachdem sich das erste Staunen (und genüssliche Grinsen) beim weiteren Lesen gelegt hat, tritt eine Schwierigkeit auf, die sich durch das ganze Buch zieht und nur mit Hilfe von Lexika und Quellentexten behoben werden kann. Selbst der mit großem Latinum und Abitur gesegnete deutsche Leser wird bald feststellen, dass es ihm an Wissen in Sachen römischer Antike mangelt.
Die Randpersonen um Caesar – wie Antonius, Pompeius oder Octavian - bleiben formlos und verschwommen.
Als Italiener dürfte Carotta schon im Pubertätsalter einen größeren Umfang an römischem Wissen geschlurft haben und daher zuviel bei seinen meist nördlich des Limes sesshaften Lesern voraussetzen, denen noch dazu im Knabenalter die griechische Antike näher ans Herz gelegt wurde. Da sind einem fast religionsfrei Erzogenen sogar Texte wie das (S. 306 zitierte) 13. Markus-Kapitel vertrauter als die Gebräuche der Stadtrömer in Senat und Heer. Wir können mit Begriffen wie Messias, Passion, Apokalypse und eventuell Homousie noch das Rechte verbinden, während mir bei (lat.) „proscriptio“ (S. 307-8) nur „Vorschrift“, „Truppenaushebung“ und sogar „Geldstrafe“ einfällt, während Carottas (korrekte) Verwendung als „Verfolgung“ erst gelernt werden muss.
Und darin liegt Methode! Mit enormer Sachkenntnis und exakten Zitaten antiker Quellen sowie mit detaillierten Beweismitteln wie Münzen und Inschriften untermauert Carotta seine Thesen so stichhaltig, dass seine souverän vorgetragene Ironie bald nur noch den Kollegen gilt, etwa so: Ich zeig euch mal, was man mit genialisch benutzter Philologie und akribisch durchforsteter Geschichtskenntnis so alles zaubern kann! Der daraus entstehende Akademikerdiskurs – außer bei der engagierten Kritik an Rudolf Augstein meist als Monolog geführt – ist zumindest dazu angetan, diese Art von Wissenschaft insgesamt zu diskreditieren, und das wäre ja kein schlechtes Ergebnis.
In all der vermeintlichen Wissenschaftlichkeit sind jedoch auch Fehler aufzuzeigen, die aus der Methode selbst entspringen.
Ich will nur zwei beispielhaft vorführen:
(S. 113) Augustus muss, um in den Rahmen zu passen, an Weihnachten geboren sein, im Sternbild Steinbock (und dazu in der Krippe), aber Amn. 229 steht der bekannte Satz: „Natus est Augustus VIII Kal. Octob. paulo ante solis exortum“, also ist Augustus am 23. September geboren, im Zeichen der Jungfrau, wie in der Schule gelernt.
Und (S. 239) „die Lager am Regen“ (Castra Regina für Regensburg) hießen ganz sicher nach dem deutschen Flussnamen Regen so, demnach ist der lateinische Name von Regensburg abgeleitet und nicht umgekehrt. Castra Regina dürfte Kirchenlatein sein.
Wer mit vorgefasstem Plan an Geschichte herangeht, findet, was er braucht.
Damit ist Carottas Arbeit jedoch nicht insgesamt abgewertet, sondern nur ihre begrenzte Gültigkeit gezeigt. Überraschenderweise liegen einige der Folgerungen, die man mit Carotta ziehen darf, auf der Linie der in den letzten Jahren durch die Chronologiekritik hervorgekehrten Grunderkenntnisse.
In seiner Radikalität der Vergleiche und willkürlichen Etymologie fühlt man sich besonders an den mathematisch-statistischeu Vorstoß der russischen Schule um Fomenko erinnert, dessen Ergebnisse Carotta sicher nicht kannte.
Ebenso liegt die tiefe Verachtung für die antiquierten Aufschlüsselungen der Berufs-Indogermanisten, die Carotta immer wieder hervorkehrt (z.B. S. 399-400), ganz auf der Linie unserer Geschichtskritik.
Zu Ehren kommt mit Carottas Beweisführung auch die von mir stets betonte Erkenntnis, dass die Kreuzigung Christi eine späte Entwicklung der katholischen Kirche sein muss, mitverursacht vielleicht durch die Übernahme heidnischer Mythen wie die des keltischen Baumgottes Esu, der wie Odin am Baum hing und damit Erlösung erlangte.
Im Koran wird die Behauptung, Jesus wäre am Kreuz getötet worden, heftig abgelehnt, woraus zu schließen ist, dass diese Behauptung damals, als der Koran geschrieben wurde, gerade entstanden war.
Die Offenbarung des Johannes, die ich für älter halte, kennt die Kreuzigung noch nicht, sondern betont auch in der Schlussfassung den Lanzenstich (Topper 1993).
Der Dolch- oder Lanzentod, der sich für antike Helden besser schickt als die Pfählung (woraus Kreuzigung wurde), dürfte also die ursprünglichere Todesart der entstehenden Christusgestalt gewesen sein. Carotta arbeitet dies in Kapitel III am Vorbild Caesar heraus.
Besonders wertvoll finde ich Carottas „Beweise“ für die seit langem von uns vertretene und von mehreren Theologen gut abgesicherte These, dass die lateinische Fassung der Evangelien vor der griechischen Übersetzung entstanden ist, was Carotta an Hand der versch(r)obenen Inhalte wie auch der sprachlichen Hinweise untermauert.
Denn dies ist ein Kernpunkt seiner Aufdeckung: Aus dem lateinischen Cäsarenkult wurde durch griechische Verballhornung im östlichen Teil des Römischen Reiches ein Erlösergottesdienst, der dann fast nahtlos ins orthodoxe Christentum eimnündete.
Dass hier die Schwachstelle seiner Überlegungen liegt, ist offensichtlich.
Religionsentstehung ist weitaus komplexer und lässt sich nicht mit den sprachlichen Missverständnissen ausgedienter Söldner erklären.
Carotta betont aber, dass gerade die Einfachheit seiner Lösung ihren durchschlagenden Erfolg in sich trägt. Parallelen wie die Enthauptung von Pompeius und Johannes dem Täufer gelten ihm schlicht als ausreichend, um eine Übernahme von historischer Person (Pompeius) in mythische Gestalt (Johannes) anzunehmen. Es ist aber durchaus „normal“, dass Aufrührer von Staats wegen enthauptet werden und dass sich der Herrscher auch zuweilen das Haupt als Beweis zeigen lässt, was nicht nur bei Attila und Dschingis Chan Sitte war, sondern auch im 20. Jh. noch vorkam.
Und Kleopatra, die Herrin Ägyptens und dreier Ehemänner, mit der Büßerin Magdalena zu vergleichen, liegt wohl außerhalb jeder Wahrscheinlichkeit.
Der Grundfehler liegt jedoch tiefer: In seiner gesamten Ausführung, teilweise sogar wörtlich darauf hinweisend (S. 63 und öfter) geht Carotta davon aus, dass „Caesars Biographie Geschichte ist und keine Literatur“ (im Gegensatz zu den Evangelien). Woher nimmt Carotta diese Kühnheit?
In der sehr langen und kritischen Anmerkung 183 (S. 409-413) weiß der Autor sehr wohl, dass z.B. Flavius Josephus als historische Quelle nicht ernstzunehmen ist, sondern Privilegien zu rechtfertigen versucht. Oder dass „Appian romanhafte Quellen benutzt haben könnte“ (Amn. 188). Sicher scheint mir auch, – und Carotta sieht das durchaus – dass die wenigen Texte, die das Leben Caesars beschreiben, insgesamt theatralisch abgefasst sind, liturgisch benutzbar und gottesdienstlich überhöht, also von echten Chroniken meilenweit (oder jahrhunderteweit) entfernt.
Sie wollen ein religiöses Grunderlebnis möglichst bindend und überzeugend darstellen, sind also theologische Propagandaschriften und haben in dieser Zweckbindung eine entfernte Verwandtschaft mit den Evangelien.
Die Abhängigkeit der Evangelientexte und des christlichen Gottesdienstrituals vom antiken (besonders griechischen) Theater ist so offensichtlich, dass hier einige Stichworte genügen:
Die Szene, durch deren Türen die Schauspieler auf die vordere Bühne treten und wieder dahinter verschwinden, ist in der Kirche zur Ikonostase und zum Lettner geworden. Der Chor des Theaters lebt in der respondierenden Gemeinde des christlichen Gottesdienstes weiter. Der gespielte Todesdurchgang, die Trauergestik („Sündenbekenntnis“) und das Gemeinschaftsmahl lehnen sich direkt an die öffentlichen Totenfeiern der Antike an, die ursprünglich in Theatern durchgeführt wurden. Seit über hundert Jahren weisen kritische Theologen Theatersprüche in den Evangelientexten nach. Usw.
Wenn man auf Grund architektonischer Überreste die Grenzen des Römischen Weltreiches abstecken will, dann dürfte sich der Theaterbau als bestes Merkmal anbieten, und zwar besonders das griechische Halbkreistheater. Tatsächlich haben alle antiken Städte, von Cadiz am Atlantik, entlang beider Mittelmeerküsten bis in die arabische Wüste (Petra und Palmyra), ein solches Theater aufzuweisen, sogar jene Städte, die den Historikern zufolge nie von Römern erobert wurden (z.B. Termessos in Pisidien). Es handelt sich also um einen übernationalen Kultbau, wobei wir nicht genau wissen, welcher Art und in welcher Sprache der dort abgehaltene Gottesdienst war. Die Deckungsgleichheit des Verbreitungsgebietes dieses Kultbaus mit der Ausdehnung des christlichen Territoriums um 600, die Carotta mit zwei Landkarten am Schluss des Buches als frappierenden Beweis für die Entstehung des Christentums aus dem Cäsarenkult anfährt, entspricht also genau den von den Humanisten und der Kirche verbreiteten Legenden, ohne dass ein innerer Zusammenhang bestehen müsste.
Aber waren die Caesar-Viten tatsächlich Vorbild für die Evangelien oder könnte das Verhältnis nicht eher umgekehrt gewesen sein?
Wenn schon die relative Abfolge fragwürdig ist, von einer Erkenntnis über das absolute Alter dieser Texte sind wir noch weit entfernt.
Es gibt da nämlich die gewohnten computistischen Zahlenspiele, die im (gedachten) klassischen Rom keinen Sinn machen: das Jonglieren mit 11-er Zahlen wie 44 vor und 33 nach der Zeitrechnung (als Todesjahr der beiden Helden) oder dem daraus resultierenden Abstand von 77 Jahren. Oder der von Carotta so betonte Abstand von genau 100 Jahren zwischen den Geburtsdaten der beiden Helden. Die naheliegende Entdeckung, dass erst eine spätere (christliche) Chronologie dergleichen Zahlenspiele möglich macht, ist Carotta leider nicht in den Sinn gekommen.
Oder noch deutlicher: In der Totenrede des Antonius, die ja zu den Kernstücken der lateinischen Theatralik gehört, heißt es über Caesar (S. 68): „Du allein hast auch die seit 300 Jahren in Schmach lebende Vaterstadt gerächt und die wilden Gallierstämme ... in die Knie gezwungen.“ Das ist zwar weder nach Schulwissen richtig, noch nach der (gedachten) Vorstellung der damaligen Römer. Auf eine vor 300 Jahren passierte schmachvolle Niederlage anzuspielen, war schlicht unmöglich, da niemand sich daran erinnern konnte oder wollte. Die 300 Jahre passen (einmal mehr) zum Chronologiewunder der frühen Humanisten (ab 1430).
Dergleichen Beispiele lassen sich noch mehr finden, ich betone nur die Folgerung: Alle Biographien Caesars sind erst im ausgehenden Mittelalter und der frühen Renaissance verfasst worden, also deutlich nach den Evangelien. Wie Baldauf philologisch zwingend gezeigt hat, sind klassische Texte wie Caesars „Gallischer Krieg“ oder die Biographien des Suetonius usw. erst in der Renaissance geschrieben worden, und damit zwei oder gar drei Jahrhunderte nach den Evangelien. Schaut man sich die literarische Form an, wird dies sofort sichtbar: In Anlehnung an die recht primitiven und wirren Evangelientexte entstanden die geordneten und streckenweise höchst verfeinerten Caesar-Legenden.
Damit werden Carottas aufgezeigte Parallelen nicht völlig entwertet, nur der vermeintliche historische Hintergrund entschwindet uns ganz und gar. Das Problem degeneriert zur Literaturkritik und vor allem zur Überlieferungsfrage, die Carotta leider bewusst ausgegrenzt hat.
Im letzten Abschnitt seiner Schlussbetrachtung („Ausblicke“) wirft Carotta endlich doch die brisante Frage auf, wie denn nun die anderen Religionen, vor allem Judentum und Islam, in diesem Zusammenhang zu sehen seien, und kommt zu Vorschlägen, die wiederum an die statistische Kritik Fomenkos erinnern: In den Geschichtsromanen wechseln zwar Täter und Opfer, aber die Vorgänge seien irgendwann dinghaft zu machen. Er erkennt auch den ursächlichen Zusammenhang zwischen der Entstehung des Islam und der kirchlichen Abgrenzung mittels Konzilien, wobei ihm allerdings die Nachträglichkeit der letzteren noch nicht bewusst ist. Seiner Gleichsetzung von Julius (Caesar) und Allah kann ich nicht folgen, wenngleich er auch hier wieder in ernsthaftem Ton philologische Argumente ins Feld führt, wie etwa das „u-haltige l in Allah“. Aber ob der Leser nach 500 Seiten noch den Atem zum Lachen hat, hängt wohl von dessen Vorbildung ab.
Wie ernst es dem Autor mit seiner These ist, bleibt jedoch offen, selbst nach meiner persönlichen Begegnung und fortgesetztem Briefwechsel mit ihm. Will er uns an der Nase herumfahren, hat er jenes homerische göttliche Gelächter in petto, das den wahren Schalk auszeichnet, oder ist er inzwischen seiner eigenen fixen Idee erlegen, wie so mancher geniale Zeitgenosse, der sich mit Pyramidenbau oder „verschwundenen“ Jahren beschäftigt?

Literatur

(Uwe Topper)

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NOTA BENE: Der Rezensent versucht offensichtlich, Vorwürfe, die ihm anderweitig gemacht werden, zu exportieren, zum Beispiel tierischem Ernst zu erlegen und wissenschaftlichen höheren Blödsinn zu verbraten, oder inzwischen seiner eigenen fixen Idee erlegen zu sein. Abgesehen von den Beleidigungen, die von jemandem, mit dem man lange und bei aller Kontrovers höflich korrespondierte, überraschen, wird keiner nachvollziehen können, wie denn eine Beobachtung wie jene, daß die Evangelien auf die Vita Caesaris zurückgehen, die allgemein als neu anerkannt wird – auch von denen, die sie verwerfen (und oft nur deswegen) –, plötzlich eine fixe Idee sein soll.
Er versucht kramphaft glaubhaft zu machen, daß er nach 500 Seiten noch den Atem zum Lachen hat[te], weil er ja Bescheid wisse, anders als die ahnungslosen Leser – gemeint dürfte hier Gernot L. Geise sein, der vor ihm, und positiv, in derselben Zeitschrift War Jesus Caesar? rezensierte (s. da), und dem er anscheinend vorwirft, nicht seine Vorbildung zu haben. Nun wollen wir also schauen, wie es mit der Vorbildung von Herrn Topper bestellt ist:

Er schreibt: «Francesco Carotta hat in humorvoller Weise einen neuen Vorschlag unterbreitet, der zwar so ganz neu nicht ist (Christoph Marx weist seit den Achtzigerjahren darauf hin, dass die Evangelien nach heidnischen lateinischen Theatertexten geformt sind) …»
Herr Marx in aller Ehre, aber darauf hat bereits Bruno Bauer im vorletzten Jahrhundert hingewiesen (Christus und die Caesaren – Der Ursprung des Christenthums aus dem römischen Griechenthums, Berlin 1877), der den „Urevangelisten“ in Rom suchte, im Umfeld des Seneca – und des Flavius Josephus. Als Vorläufer derartiger Theorien ist Bruno Bauer in War Jesus Caesar? nicht ungenannt geblieben (cf. S. 371). Allerdings ist weder Bruno Bauer, noch in der Folge etwa ein Stecchini, ein Vorläufer unserer These, als jene meinen, Jesus sei eine literarische Erfindung, habe also historisch nie existiert, während unsere Aufdeckung zeigt, daß Jesus, wenn auch verwandelt, Divus Iulius, der vergöttlichte Caesar, ist. Das ist nicht dasselbe, und was die historische Existenz Jesu angeht eigentlich das Gegenteil – wie Herr Topper nach manchem Gespräch und diversen Briefen endlich zur Kenntnis genommen hat, und wie in der Folge seiner Rezension auch deutlich wird. Nun anscheinend, von Bruno Bauer weiß er immer noch nichts.

Nachdem er die anderen Leser entschuldigt hat, bei denen, meist nördlich des Limes sesshaft – woher will er das eigentlich wissen, wo die meisten meiner Leser sesshaft sind? –, nicht zu viel an römischem Wissen voraussetzen darf – womit er alle nördlich des Limes als Ignoranten abstempelt; übrigens: wo ist er her? – denen noch dazu im Knabenalter die griechische Antike näher ans Herz gelegt wurde – warum sollte das abträglich sein? das wurde auch den Römern! – gibt er uns ein Beispiel seiner eigenen Vorbildung: «… während mir bei (lat.) „proscriptio“ (S. 307-8) nur „Vorschrift“, „Truppenaushebung“ und sogar „Geldstrafe“ einfällt, während Carottas (korrekte) Verwendung als „Verfolgung“ erst gelernt werden muss.»
Na ja: Damit bei dem Wort „proscriptio“ einem „Vorschrift“, „Truppenaushebung“ und sogar „Geldstrafe“ einfällt, muß er es mit „praescriptio“, respektive „perscriptio“ und sogar mit „perceptio“ verwechselt haben. Dafür gibt es keine Entschuldigung, denn sie stehen in den Wörterbüchern, in denen er angeblich so gründlich nachgeschlagen hat, nicht nur im lateinischen sondern auch im Fremdwörterbuch.
Damit ist jedenfalls bewiesen, daß verantwortlich für die versch(r)obenen Übersetzungen, denen wir das Evangelium verdanken, nicht unbedingt die Veteranen gewesen sein müssen: Das hätte jeder Pseudogelehrte vom Kaliber unseres supraliminaren Latinisten allemal geschafft!

Aber sei es darum, halten wir ihm zu Gute, daß er sich hier in fremdes Revier gewagt hat: Wollen wir mal sehen, wie seine Vorbildung aussieht, da wo er sich nach eigenen Angaben auskennt. Er schreibt:

«In all der vermeintlichen Wissenschaftlichkeit sind jedoch auch Fehler aufzuzeigen, die aus der Methode selbst entspringen.
Ich will nur zwei beispielhaft vorführen:
(S. 113) Augustus muss, um in den Rahmen zu passen, an Weihnachten geboren sein, im Sternbild Steinbock (und dazu in der Krippe), aber Amn. 229 steht der bekannte Satz: „Natus est Augustus VIII Kal. Octob. paulo ante solis exortum“, also ist Augustus am 23. September geboren, im Zeichen der Jungfrau, wie in der Schule gelernt.»
Nun hat der große Chronologiekritiker Herr Topper ganz vergessen, daß nach Augustus’ Geburt Caesars Kalenderreform stattgefunden hat, die unter anderem 90 Tage auszugleichen hatte, weil beim früheren Mondkalender auf Grund politischer Feindschaften (scilicet: um den Gegnern keine längere Amtszeit zu gönnen) jahrzehntelang der allfällige Einschub des Schaltmonats unterlassen worden war – was jene angebliche Ungereimheit zwischen Geburt des Augustus im September und doch Steinbock restlos erklärt.
Das können wir ihm natürlich verzeihen, denn nach seiner fixen Idee gab es Caesar überhaupt nicht, ergo auch seine Kalenderreform nicht. Nun aber, in seiner Logik, wenn es Caesar nicht gab, wieso soll es seinen Adoptivsohn gegeben haben? Und was kümmert denn, wann jemand, den es nie gab, geboren wurde oder nicht? Tatsache ist aber, daß die von Topper & Co. unterstellten Fälscher aus der Renaissance-Zeit, schlau genug waren, um einerseits anzugeben, daß Augustus in September geboren und andererseits, daß er sein Sternbild Steinbock besonders verehrte und überall anbringen ließ (schöne Münzen und Kameen haben sie gleich mitgefälscht: ganz schöne Perfektionisten diese Fälscher!).

Und (S. 239) „die Lager am Regen“ (Castra Regina für Regensburg) hießen ganz sicher nach dem deutschen Flussnamen Regen so, demnach ist der lateinische Name von Regensburg abgeleitet und nicht umgekehrt. Castra Regina dürfte Kirchenlatein sein.
Das ist wirklich eine Perle! Es ist selbstredend wahrscheinlich, daß der Name des Flusses älter ist, als jener der Lager, aber eins ist absolut sicher: der Name des Flusses Regen ist kein deutscher Flussname. Denn als die Römer kamen stand dort, in der Nähe von Kumpfmühl, ein keltisches Oppidum namens Regino, von welchem der Name auf die in dessen Nähe gebaute römische Lager überging. Kelten, Herr Topper, nicht Deutsche, die es seit nicht so lange gibt. Selbst die Markomannen kamen später (166–180 post), und zeichneten sich durch die Zerstörung der Anlage aus, und nicht durch ihren Bau, geschweige denn, daß sie dem Fluß den Namen hätten geben können. Nun also, selbst wenn Sie die Markomannen zu den Deutschen zählen wollen – was so naiv ist wie Ihre Gleichsetzung von Italienern und Römern (s.o.) – hätten diese den Namen von der keltisch-römischen Bevölkerung übernommen, und nicht umgekehrt.
Aber was kümmert das den Herrn Topper! Die Römer gab es auch nicht, ergo auch die Kelten und Markomannen nicht. Am Anfang gab es die Deutschen. Oder?

Tja. Und solche Beispiele sollen die „begrenzte Gültigkeit“ „von Carottas Arbeit“ „zeigen“! Eine Begrenztheit zeigen sie schon, Herr Topper. Nun welche und wessen?
Aber das ist nur ein Appetizer, wie er uns gleich warnt:

«Der Grundfehler liegt jedoch tiefer: In seiner gesamten Ausführung, teilweise sogar wörtlich darauf hinweisend (S. 63 und öfter) geht Carotta davon aus, dass „Caesars Biographie Geschichte ist und keine Literatur“ (im Gegensatz zu den Evangelien). Woher nimmt Carotta diese Kühnheit?»
Ja. Woher nimmt einer „diese Kühnheit“, zu behaupten, Caesars Biographie gehöre zur Geschichtsschreibung? Prost Mahlzeit! Wenn das das letzte Argument ist, wenn um die fixe Idee von Herrn Topper aufrechtzuerhalten, notwendig ist, Caesars historische Existenz zu negieren, dann dürfen wir ruhig schlafen. Herr Topper ist anscheinend am Ende seines Lateins – nachdem er nie an dessen Anfang war! Da erübrigt sich jeder Kommentar. Witzig ist nur, was für Argumente er dafür anführt:

Das Christentum soll sich aus dem Theater herleiten, die Passion soll aus einer Tragödie entstanden sei. Als ob die Römer vor Seneca nie im Theater gewesen wären, als ob es Antonius bei Caesars Leichenrede und das ihm wie ein Tragödienchor beantwortende Volk aus der Elektra des Sophokles und aus Pacuvius’ Waffengericht hätten zitieren können, wenn sie jene Stücke nie gekannt hätten. Und wenn das der Ursprung des Divus-Julius-Kultes war, warum sollte dann gerade das Theatralische dem sich daraus entwickelnden Christentum abhanden gekommen sein – um es sich dann woanders her wieder zu pumpen? Allons bon, Herr Topper. Sie leben nicht nur in einem chronologiefreien Raum, in dem es nicht einmal ein Vorher und ein Nachher gibt, geschweige denn feste Datierungen, sondern in einem logikfreien Raum!
Vor allem sollen Sie sich mit Ihren Mitstreitern einigen, denn, wenn es die Römer nicht gab und das Christentum vom griechischen Theater abgeleitet ist, dann kann es nicht von Seneca kommen, der ja ein Römer gewesen sein soll. Man darf ja gespannt sein, wie das zusammen gehen soll.

Was dann die gewohnten computistischen Zahlenspiele angeht, ist zu präzisieren, daß entgegen der verbreiteten Meinung – die auch ich als solche wiedergegeben habe –, die Computation des Dionysius Exiguus keinesfalls auf das Jonglieren mit 11-er Zahlen wie 44 vor und 33 nach der Zeitrechnung (als Todesjahr der beiden Helden) oder dem daraus resultierenden Abstand von 77 Jahren reduziert werden kann. Er setzte nämlich das historische Osterdatum auf das Jahr 31 post (nicht 33!) und wollte damit keinen Abstand von 77 Jahren erreichen, sondern einen von 76, und zwar seit der Einführung des julianischen Kalenders im Jahr 45 ante. Sein Hauptanliegen war nämlich lediglich und pragmatisch die Festlegung der Osterdaten: Wann soll dieses bewegliche Fest Jahr für Jahr fallen, verbindlich für die ganze Christenheit? Und da die Alexandriner bereits vor ihm errechnet hatten, daß alle 76 Jahre der Mondzyklus rekurriert, müßte nur der Anfang festgelegt werden: Die Auferstehung Christi hatte ja zur gleichen Zeit wie die Schöpfung stattzufinden, und die sollte zur Frühlingsnachtgleiche am 23. (Rom: 25.) März stattgefunden haben. Die Antwort war schnell gefunden: 76 Jahre nach Einführung des Kalenders, hatte Caesar doch den Anfang so gelegt (mit Neumond am 1. Januar), daß es paßte (Frühlingsnachtgleiche eine Woche nach Märzvollmond). Ergo mußte es anno 31 sein. Eine beiläufige Festlegung, wohlbemerkt, die keine war, denn sie griff auf jene Caesars zurück. Und wenn es ein Taschentrickspiel war, Zahlenspielerei war es jedenfalls nicht, denn die Ostercomputation des Dionysius Exiguus hat sich bewährt. Am allerwenigsten hat es mit elfer Zahlen zu tun.

Aber diese Zurschaustellung seines profunden Halbwissens reicht Herrn Topper offensichtlich noch nicht:
«Oder noch deutlicher: In der Totenrede des Antonius, die ja zu den Kernstücken der lateinischen Theatralik gehört, heißt es über Caesar (S. 68): „Du allein hast auch die seit 300 Jahren in Schmach lebende Vaterstadt gerächt und die wilden Gallierstämme ... in die Knie gezwungen.“ Das ist zwar weder nach Schulwissen richtig, noch nach der (gedachten) Vorstellung der damaligen Römer. Auf eine vor 300 Jahren passierte schmachvolle Niederlage anzuspielen, war schlicht unmöglich, da niemand sich daran erinnern konnte oder wollte. Die 300 Jahre passen (einmal mehr) zum Chronologiewunder der frühen Humanisten (ab 1430).»
Diese Behauptung – «Auf eine vor 300 Jahren passierte schmachvolle Niederlage anzuspielen, war schlicht unmöglich, da niemand sich daran erinnern konnte oder wollte» – ist eine billige Behauptung des sich bereits hervorgetanen Latinisten Herr Topper, der von tumultus Gallicus anscheinend noch nie gehört hat. Den Römern saß die Gallierkatastrophe im Jahr 387 ante, mit Niederlage an der Allia, Einnahme und Niederbrennung der Stadt durch Brennus – vae victis! = Wehe den Besiegten! –, so tief in den Knochen, daß sie die höchste Panik tumultus Gallicus nannten, so sehr war die damals die Stadt ergreifende in Erinnerung. Von wegen es konnte oder wollte sich niemand daran erinnern! Herr Topper, ich bitte Sie! Das können Sie nicht einmal Schulkindern, nicht einmal „jenseits des Limes“ erzählen. Denn so einen Limes gibt es nicht – wie sehr Sie auch am Limit sein mögen.

Dulcis in fundo – eine Köstlichkeit zum Abschluß:

«Schaut man sich die literarische Form an, wird dies sofort sichtbar: In Anlehnung an die recht primitiven und wirren Evangelientexte entstanden die geordneten und streckenweise höchst verfeinerten Caesar-Legenden.»
Das toppt wirklich alles, Herr Topper: Daß geordnete und höchst verfeinerte Texte in Anlehnung an recht primitiven und wirren entstehen können – das müssen Sie noch erklären. Sie müssen dann auch erklären, wo die Humanisten, die vermuteten Fälscher, es gelernt haben sollten, geordnete und höchst verfeinerte Texte zu schreiben, wenn vor Ihnen nur recht primitive und wirre vorhanden waren. Wenn es keine antiken Texte vor ihnen gab, die ihnen als Modell dienten, bei deren Abschreibung und imitatio sie allmählich lernten, was war dann ihre Schule? Bei Ihnen konnten sie ja nicht lernen, obwohl es von der Zeit her nicht unmöglich wäre: Auf ein paar Jahrhunderte mehr oder weniger kommt es am Ende nicht mehr an. Wenn Sie dazu in der Lage wären, es zu überprüfen, würden Sie wissen, daß das Latein eines Poggio Bracciolini – um einen der vermuteten Fälscher zu nennen – nicht im Entferntesten das Niveau eines Suetons hat, folglich nie in der Lage gewesen wäre, ihn zu fälschen. Der einzige, der es vielleicht gekonnt hätte, ist Lorenzo Valla, der aber zu Ihrem Pech bekanntlich sich in Entlarvung von Fälschungen und nicht in deren Erstellung hervortat. Übrigens, hätte Poggio etwas gefälscht, hätte der mit ihm verfeindete Valla sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, ihn an den Pranger zu stellen.

Ergo: Man kann Herrn Topper sofort glauben, daß ihm bei eingehender Lektüre der Synopsis tierischer Ernst überkam: Er muß ja, bei seiner erwiesenen Vorbildung, richtig gestiert haben.
Gleichwohl fühlt sich Herr Topper anscheinend autorisiert, auch für andere zu sprechen – so ist wenigstens sein auffälliger Gebrauch von wir und uns zu verstehen –, was, angesichts seiner katastrophalen Entgleisungen, ein schräges Licht auf die damit Gemeinten wirft – ob nun die Zeitschrift, eine Gruppe, oder eine Szene.

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Vergleicht man diese Rezension mit der vorhergehenden, fällt es auf, daß während Gernot L. Geise sich einfach anschaut, ob die Aufdeckung Jesus = Divus Julius stimmig ist oder nicht, und nimmt es nach gewissenhafter Überprüfung zur Kenntnis, Uwe Topper dagegen einen Screenig vorzunehmen versucht – was paßt „uns“ in den Kram und was nicht –, möchte am liebsten die Konsequenzen von sich abwenden, und anhand sachfremder Kriterien sowie Berufung auf Autoritäten (ipse dixit, i.e. Baldauf) möglichst alles ungeschehen machen.

Dahinter steckt eine naive und geradezu abergläubische Vorstellung der Bedeutung von Fälschungen. Weil im Mittelalter und bis in die Renaissance-Zeit hinein (wie auch heute nicht anders) viel gefälscht wurde, so sei alles gefälscht worden, und alles sei eine mönströse Fälschung. So einfach ist es nicht, denn das verkennt zweierlei: Erstens, daß Fälschungen immer utilitär sind, also dem Fälscher und/oder seinen Auftraggebern Vorteile verschaffen wollen; zweitens, daß Fälschungen durchaus einen indirekten Beweischarakter haben, denn Lügen müssen sich mit den Federn der Wahrheit schmücken, damit sie geglaubt werden. Wenn Valla die Konstantische Schenkung als Fälschung entlarvt, beweist dies nur, daß jene Urkunde gefälscht worden war; es sagt per se noch nicht aus, daß die Schenkung nicht stattgefunden hatte, vor allem aber sagt es keinesfalls, daß Konstantin und der die Schenkung empfangene Papst nicht existiert haben, im Gegenteil: Zur Zeit der Fälschung muß jeder an die Existenz Konstantins und seines Kontrahenten geglaubt haben, sonst hätte sie nicht funktionniert – idem für römisches Reich, Teilung Ost und West, etc. Das heißt, die Existenz der Fälschungen beweist die vorherige Existenz dessen, was sie versuchen zu verdrehen bzw. in ein anderes Licht zu stellen. Das darf man nie aus den Augen verlieren.

Darüberhinaus, wenn ich in der Einleitung die Frage gestellt habe, ob es sich beim Evangelium um eine Fälschung handelt, ist diese Frage im Laufe des Textes durchaus differenzierter beantwortet und sogar verneint worden. Das Evangelium ist keine Fälschung, sondern die uns tradierte Geschichte des römischen Bürgerkriegs (Kernstück Caesars Passion), eine im Tradierungsprozess verstellte, mit sicherlich auch absichtlich verfälschten, meinetwegen auch gefälschten Teilen, jedoch keine Fälschung, jedenfalls nicht ex novo. Sonst hätten die sogenannten Rechtgläubigen (bzw. die sogenannte Großkirche), kein Evangelium im Kanon behalten können und sie wären alle den Weg der Apokryphen gegangen.

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Oben aufgeführte Replik an die Kritik von Uwe Topper ist in EFODON-SYNESIS freundlicherweise abgedruckt worden (Nr. 1/2001 ?).

Daraufhin gab es eine erste Stellungnahme von einem Mitglied von Efodon, Christoph Pfister, die im Forum zu finden ist: s. da.


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