Puzzlesteine – Kirchenglocken


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29.09.2000

Kirchenglocken

aus einem Beitrag im Forum

THOMAS GROSSENBACHER

Geht man davon aus, dass der Divus-Iulius-Kult sich in der christlichen Kirchenarchitektur widerspiegeln muss, wozu ich schon einiges mitgeteilt habe, kann für Ihre These der folgende schöne Beleg angeführt werden. Sueton schreibt in "Divus Augustus" 91,2 (übers. Zit. n. Reclam 6693, zweisprach. Ausg.) in Bezug auf Augustus:
"In dem Zeitraum, in dem er einen dem Iupiter Tonans auf dem Kapitol geweihten Tempel oft aufsuchte, träumte er: der Kapitolinische lupiter beklage sich darüber, daß ihm die Verehrer entzogen würden, und er, Augustus, habe zur Antwort gegeben, Iupiter Tonans sei ihm lediglich als Türhüter beigegeben worden; aus diesem Grunde ließ Augustus später den Giebel des Tempels mit Schellen schmücken, weil diese gewöhnlich an den Türen hingen."
Diesen altrömischen Tempel des höchsten Gottes im heiligsten Bezirk Roms zierten also seit dem Divi Filius Augustus auf dessen Veranlassung hin am Giebel Schellen. Und Glocken prägen auch die höchsten Punkte unserer dem höchsten Gott und seinem Sohn geweihten Gotteshäuser! Die Tempel des Kapitols waren städtebauliche und architektonische Vorbilder bereits vieler römischer Städte im Imperium. Leicht konnte oder musste (?) man diese Schellen an einem Iupitertempel übernehmen. (War der Tempel des Iupiter Tonans ein Nebentempel des Tempels des Iupiter Optimus Maximus auf dem Kapitol oder womöglich dieser selbst?) Im unmittelbaren Umkreis des Vatergottes und des Gottessohnes der augusteischen Zeit finden wir jedenfalls einen kapitolinischen Iupitertempel mit Glöckchen am Giebel!! Diese Situation kann den Ursprung unserer Kirchenglocken darstellen. Im Baurahmen der Basilika, die dem Divus-Iulius-Kult entstammt, konnte dieser höchste Punkt sich zum Glockenturm weiterentwickeln.


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