Puzzlesteine – Pantheon > Santa Maria Rotonda


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27.03.2000

Pantheon > Santa Maria Rotonda

aus einem Beitrag im Forum

THOMAS GROSSENBACHER

- 27 v. Chr. weihte Agrippa das Pantheon ein, das Hadrian später von Grund auf erneuerte. Es war ursprünglich den Göttern des julischen Hauses Venus, Mars und dem Divus Julius selbst geweiht. (M.Giebel: "Augustus", Rowohlt) Es ist das am besten erhaltene antike Bauwerk Roms und der einzige erhaltene römische Tempel, der ohne grundlegende Veränderungen als christliche Kirche weiterbesteht. Seit dem 7. Jahrhundert ist es in päpstlichem Besitz ("Sta. Maria Rotonda") Die Kuppel stammt wohl erst aus Hadrians Zeit. Schon früh hat die christliche Architektur den Kuppelbau als wesentlichen Kirchentypus (byzantinische Kuppelbasilika, Baptisterien) entwickelt und bis heute immer wieder variierend bewahrt. Ist der Divus-Julius-Kult die Urform des Christentums, so verwundern einen diese Zusammenhänge nicht. Das Pantheon ist somit nicht nur baugeschichtlich, sondern auch hinsichtlich seiner Funktion und des in ihm verehrten Gottes Prototyp christlicher Kirchenarchitektur. Man übernimmt schon früh und betont die Kuppel als Bauelement. Noch die Kuppel des Petersdoms bezieht sich explizit auf das Pantheon. Ein nachträglich "chrisianisiertes" Pantheon hätte nicht derart nachgewirkt und wohl kaum so heil überdauert.

- Dass der politische "Pantokrator" nach seinem Tod zum göttlich verehrten werden konnte, leuchtet ein. Das Pantheon als Divus-Julius-Tempel zeichnet den Prozess architektonisch vor.

- Unter Voraussetzung des Divus-Julius-Kults als des "Urchristentums" wird ebenso klar, warum das Christentum so früh schon den byzantinischen Cäsaropapismus hat hervorbringen müssen. Noch die mittelalterlichen Kämpfe zwischen Kaiser und Papst im Westen basierten auf den gleichen Voraussetzungen. Kaisertum und Papsttum gehen auf die gleiche vergöttlichte Person zurück.

- Die Bedeutung der christlichen Schriften hat erst langsam zugenommen und auf das Selbstverständnis der "Kirche" zurückgewirkt. Erst die Reformation hat endgültig das "Schriftprinzip" betont. Zuvor waren die politisch-theologischen Traditionen wichtiger. In Bezug auf eine Welt, wo ohnehin nur eine Minderheit lesen konnte, ist auch gar nichts anderes zu erwarten. Texte haben das Christentum primär nicht hervorgebracht.

- Die angeblich frühesten christlichen Schriften, die "Paulusbriefe", kennen die Jesus-Geschichte der "Evangelien" nicht. Sie kennen eine Theologie der "Erlösung" durch "Jesus-Christus". Dabei enthält der "Römerbrief" (Röm. 13) eine Ermahnung, der Obrigkeit zu gehorchen welche die römische war. Dass der "Jesus Christus" der "Paulusbriefe" den "Jesus" der Evangelien meint, ist mehr Annahme als bewiesen.

- Das erste katholische Reich unter nichtrömischer Herrschaft war Franken auf gallischem Gebiet. Um Gallien zu beherrschen, musste man katholisch sein. Und dem Pontifex Maximus gehorchte Gallien seit Cäsar.


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